Qualit

Die F?lle an Konsumartikeln und Dingen des t?glichen Gebrauchs wird immer un?berschaubarer. Ein wirksamer Weg, dir die Kaufentscheidung zu erleichtern sind Pr?fsiegel. Allerdings sind heute so viele Qualit?tssiegel im Umlauf, dass allein deren Zahl neue Verwirrung stiftet.

Wer testet was, f?r wen und warum?

Dieser Artikel muss sich auf die wichtigsten Pr?f- und Qualit?tssiegel beschr?nken, denn die derzeit im Umlauf befindlichen Siegel sind ohne Zahl. Alles wird gepr?ft und beinahe jeder kann ein Siegel entwerfen und es dem Produkt verleihen ? oder auch nicht. Dem Hersteller obliegt es dann zu entscheiden, ob er das Siegel f?r die Vermarktung des Produktes nutzen will oder nicht. Im Trend sind Siegel, die Umweltvertr?glichkeit bescheinigen. Das kommt beim Verbraucher gut an, denn gestiegenes Umweltbewusstsein hat den Fokus auf diesen Bereich verschoben. In der Vergangenheit waren die Konsumenten mehr daran interessiert zu erfahren, ob sie f?r ihr Geld auch die versprochene Ware erhalten. In diesem Sinne testet die erste hier vorgestellte Verbraucherorganisation: die Stiftung Warentest.

Seit 1964 unterwegs im Interesse der Verbraucher

Es war der Initiative Konrad Adenauers zu verdanken, dass die Stiftung b?rgerlichen Rechts am 4. Dezember 1964 gegr?ndet wurde. Der Verbraucher sollte gesch?tzt werden. Schon 1966 erschien das erste Test-Heft. Damals in einer Auflage von 210.000 Exemplaren. Als Tests der ersten Stunden kamen Zickzack-N?hmaschinen und Stabmixer in die Testumgebungen der Stiftung. Bewertungen mit den bis heute gebr?uchlichen Qualit?tsurteilen sind seit 1968 im Einsatz. Der Absatz des Heftes erf?llte nicht die Erwartungen. Die Zahl der Abonnenten sank auf 10.000 und der freie Verkauf wurde eingestellt. Um den Bekanntheitsgrad zu erh?hen, stellte die Stiftung ihre Testergebnisse vielen Zeitschriften kostenlos zur Verf?gung. Der Plan ging auf und in den 70er Jahren konnte sich kaum ein Mensch das Leben ohne Stiftung Warntest vorstellen. In der Folge stiegen Macht und Einfluss.

Testergebnis ?mangelhaft?

Jedes Unternehmen ist stolz auf sein Produkt, das ein ?gut? oder ?sehr gut? von der Stiftung Warentest erh?lt. Doch wie verhalten sich die Unternehmen, deren Waren mit einer schlechten Note bewertet wurden? Manche klagen. Streitigkeiten der Unternehmen mit der Stiftung Warentest enden nicht selten vor dem Gericht. Andere Hersteller distanzieren sich von den Testergebnissen und verweisen in ihren Publikationen auf unzureichende Test-Szenarien und wiederum andere entfernen schnell die Artikel aus dem Sortiment. Das Qualit?tssiegel der Stiftung Warentest ist bis heute ein m?chtiges Instrument und nicht wenige lassen sich bei ihrer Kaufentscheidung von einem Testurteil der Stiftung beeinflussen.

Was die Stiftung testet und zu welchem Zweck geht aus ihrer Satzung hervor: ?Zweck der Stiftung ist es ... die Verbraucher ?ber M?glichkeiten und Techniken der optimalen privaten Haushaltsf?hrung ... aufzukl?ren.? Daran hat sich bis heute nichts ge?ndert. Nur die Zielgruppe hat sich gewandelt: Weil es heute der Stiftung Warentest besser gelingt, Menschen in der N?he des Rentenalters anzusprechen, kannst du hier eher einen Test ?ber Gehilfen erwarten, als ?ber das neueste iPhone.

Der technische ?berwachungsverein

Wer denkt, der T?V sei nur f?r Autos zust?ndig befindet sich auf dem Holzweg. Besonders die Anf?nge des T?Vs waren noch ganz anders:

Wir schreiben das Jahr 1835. Die Fahrt des ?Adler? von N?rnberg nach F?rth wird nicht nur in der Geschichte der dampfbetriebenen Personenbef?rderung Spuren hinterlassen, die unb?ndige Kraft der Dampfmaschine revolutioniert auch die gesamte Industrie. Leider manchmal mit mehr als durchschlagendem Erfolg. Nicht wenige Unf?lle waren durch explodierende Dampfkessel zu verzeichnen, h?ufig mit verheerenden Folgen. Um die Bev?lkerung vor Schaden zu bewahren, kamen staatliche Inspekteure zum Einsatz. Weil aber damals wie heute niemand gern die Staatsorgane im Haus hatte, gr?ndeten die Dampfkesselbesitzer eigene Vereine zum Zweck der ?berwachung der Kessel. Der Erfolg in der Unfallverh?tung derjenigen Betriebe, die in einem dieser Vereine organisiert waren, war so gro?, dass die Mitgliedschaft allein ausreichte, den staatlichen Inspektor fernzuhalten. Die regionalen ?Dampfkessel-?berwachungs-und Revisions-Vereine? (D?V) erlangten schon bald die Genehmigung auch andere technische Anlagen zu ?berpr?fen. Aus diesen Wurzeln entwickelte sich der heutige T?V.

Der T?V w?hlt sich seine Testobjekte nicht selbst. Er handelt im Auftrag des Gesetzgebers. Viele hoheitliche Aufgaben, die eigentlich dem Gesetzgeber zukommen, sind an andere Organisationen vergeben. Seit dem Erfolg des D?V ist der Nachfolger T?V mit diesen Testaten ?beliehen?, die der technischen Sicherheit dienen und auf der Basis gesetzlicher Bestimmungen durchgef?hrt werden m?ssen. Nicht nur das deutsche auch das europ?ische Recht stellen entsprechende Anforderungen.

Nicht staatlich: der ?kotest

?kotest ist ein kommerziell ausgerichtetes selbsternanntes Verbrauchermagazin. Anders als die Stiftung Warentest, pr?ft ?kotest nicht, ob der Verbraucher f?r sei Geld, das bekommt, was er sich verspricht, sondern ob das Produkt ihm schaden k?nnte. ?kotest sucht zum Beispiel nach Giften in Kosmetik, entdeckt Inhaltsstoffe, die offensichtlich nicht dem Nutzen zuzurechnen sind und entlarvt Schadstoffe in Kinderspielzeug. Neben der Stiftung Warentest konnte sich ?kotest einen bedeutenden Namen im Verbraucherschutz machen und viele Konsumenten kaufen heute lieber den ?kotest als die Zeitschrift des Mitbewerbers.

?kotest greift f?r seine Untersuchungen nicht auf eigene Labors zur?ck, sondern beauftragt unabh?ngige Institute mit den Tests. Es ist vornehmlich der Arbeit vom ?kotest zu verdanken, dass der Begriff ?bio? heute nicht als Synonym f?r Qualit?t verstanden wird: Wieder und wieder entlarvte ?kotest Bio-Produkte als teurer und nicht weniger schadstoffbelastet als vergleichbare Produkte vom Diskounter. Letztere schneiden nicht selten sogar deutlich besser ab.

Ein Pr?fsiegel, das keins ist

Das CE-Zeichen ist vornehmlich auf elektrisch betriebenen Ger?ten zu finden. Was dem Verbraucher ein Gef?hl der Sicherheit vermitteln soll, ist eher als Zeichen guten Glaubens anzusehen. Das CE-Zeichen muss auf all jenen Produkten angebracht sein, die erstmals nach 1985 in den Verkehr gebracht wurden und ihre Beschaffenheit eine der EU-Richtlinien gem?? Abs. 288 Absatz 3 AEUV (Vertrag ?ber die Arbeitsweise der Europ?ischen Union) ber?hrt. In dieser Richtlinie werden Mindeststandards an Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen formuliert, wie sie in derzeit 30 EU-Staaten einzuhalten sind. Ob dies tats?chlich der Fall ist, wird nicht zwingend ?berpr?ft. Es reicht aus, wenn der Hersteller versichert, es sei so. Wollt ihr euch Gewissheit ?ber die technische Zuverl?ssigkeit von elektrischen Ger?ten verschaffen, schaut besser darauf, ob das Ger?t das GS-Zeichen (gepr?fte Sicherheit) besitzt. Hier wurde die Sicherheit tats?chlich getestet und nicht nur versprochen. Das CE-Zeichen hingegen dient lediglich der Einfuhrerlaubnis in europ?ische Mitgliedsstaaten!

Trusted Shop

Im Internet sind immer h?ufiger ?Trusted Shops? zu finden. Was hier sichtbar wird, sind Bestrebungen von Unternehmen, sich das Vertrauen der Kunden zu erarbeiten. Zunehmend werden die Warenstr?me ?ber das Internet verteilt. Da m?chte man sich gern in positiver Weise vom Mitbewerber unterscheiden. Nach Selbstauskunft des Unternehmens Trusted Shops, eine in K?ln ans?ssige GmbH, haben Wirtschaftsjuristen mehr als 100 Einzelkriterien aufgestellt, die nun von Trusted Shops bewertet werden. Dazu z?hlen neben landesspezifischen Besonderheiten die Angaben zu den Lieferbedingungen, Preistransparenz, Hinweise auf Widerrufs- und R?ckgaberechte und ggf. die Kaufpreisr?ckerstattung. Vielfach werden damit Kriterien beschrieben, die auch unter dem Stichwort Usability zu finden w?ren.

Schlechte Bewertung ? und nun?

Das ist die Crux mit den Qualit?tssiegeln: Es werden nur die Erfolge sichtbar. In vielen F?llen ist es so, dass ein Hersteller f?r die Verwendung des Siegels an das Test-Institut einen Obolus zu zahlen hat. Kein Wunder also, wenn wir ein Testergebnis ?mangelhaft? am Produkt nie zu sehen bekommen. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch nicht, dass Fabrikate ohne Siegel durchweg schlecht sind. Selbst bei hervorragender Bewertung verzichten viele Hersteller auf das Anbringen von Testergebnissen auf ihren Erzeugnissen. Die Auszeichnung mit einem Siegel kann also nur ein zarter Hinweis sein. F?r den Verbraucher sind sie dennoch von Nutzen, denn wie in der Vergangenheit gesehen, reagieren Produzenten oder Zwischenh?ndler durchaus auf schlechte Bewertungen und nehmen die Artikel aus den Regalen. Somit ist ein durchgef?hrter Test in allen F?llen zum Vorteil der K?ufer, auch dann, wenn sie hiervon nie etwas erfahren.

Bedauerlicherweise k?nnt ihr jedoch auch nicht davon ausgehen, dass ein sichtbar getestetes Produkt gleich das Nonplusultra am Markt ist. In jedem Fall kommt es auf die Art der durchgef?hrten Tests an, in denen gut abgeschnitten wurde. Als Beispiel: Verleiht der T?V eurem Auto die neue Plakette, ist das ein Zeichen davon, dass das Fahrzeug zum Zeitpunkt der Pr?fung technisch den Vorschriften entsprechend in Ordnung war. Leider hat das keinerlei Aussagewert dahingehend, wie lange dieser Zustand anh?lt. Schon einen Tag nach der T?V-Untersuchung kann sich ein gravierender M?ngel am Getriebe einstellen, der dazu f?hrt, dass das Fahrzeug nicht weiter zu gebrauchen ist. Wer eine gut bewertete Anti-Falten-Creme kauft, die keine Schadstoffe aufweist, wei? genau das: keine Schadstoffe. Ob man davon auch ?ber Nacht die Haut eines Baby-Popos erhalten kann, wurde wahrscheinlich gar nicht gepr?ft.

Vereinfacht kann jedoch davon ausgegangen werden, dass bei zwei Produkten dasjenige zu bevorzugen ist, das in einem Test gut abgeschnitten hat. Dies gilt besonders dann, wenn im Preisvergleich kein deutlicher Unterschied auszumachen ist.

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