Geldschöpfung - wie Banken Geld aus dem Nichts schaffen - Kein Geld mehr? Dann drucken wir einfach welches nach!

Man hat es oder man es nicht - das Geld spielt eine zentrale Rolle in unserer Wirtschaftsordnung. Allerdings ist den wenigsten Menschen klar, woher eigentlich das Geld kommt und wie es entsteht. Freilich ist es im Alltag wichtiger zu wissen, ob und wann die nächste Zahlung auf dem Konto eingeht und ob diese Zahlung ausreichend wird, Miete und Lebensunterhalt zu bestreiten. Doch die tagtäglichen Nachrichten von der europäischen Finanzkrise lassen auch den sorglosen Menschen nachdenklich werden, wie dieses System funktioniert. Da werden unvorstellbar hohe Summen gehandelt, und die Pleite von Banken hat handfeste Auswirkungen auf die Wirtschaft ganzer Volkswirtschaften. Wer verstehen möchte, was wirklich passiert, muss ein wenig in die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge eintauchen, die oft nur sehr wenig mit der alltäglichen Lebensrealität zu tun haben.

Die Geschichte des Geldes


Auch in Finanzfragen kann die Geschichte einen Beitrag zum Verständnis der Gegenwart leisten. Zwar liegen die Wurzeln des Geldes in der grauen Vorzeit, über die wenig bekannt ist. Es gibt nur kaum schriftliche Quellen und nur vergleichsweise wenige archäologische Funde, die Auskunft geben können. Bereits die frühsten Funde der Menschheitsgeschichte belegen allerdings, dass seit jeher Handel getrieben wurde. Zunächst dominierte der Tauschhandel, bei dem Gegenstände, Schmuckstücke, Nahrungsmittel und anderes getauscht wurden. Um den Handel zu vereinfachen, tauchen jedoch sehr früh Zahlungsmittel auf. Für seine Waren nahm man das Zahlungsmittel entgegen und konnte es wiederum an anderen Orten für andere Waren ausgeben. Bei den Urvölkern wurde unter anderem Muscheln, Schildkrötenpanzern und Steinen bezahlt. Das war um vieles einfaches, als die Waren selbst über weite Strecken zu transportieren, bis man jemanden fand, der sie gegen das gewünschte tauschen wollte. Recht bald wurde Gold zum vorherrschenden Zahlungsmittel. Der größte Vorteil bestand jedoch darin, dass das Gold inflationsfest ist, denn die Menge des Goldes ist begrenzt. Somit konnte immer nur so viel Geld im Umlauf sein, wie Gold vorhanden war. Die Geldmenge ließ sich nur erhöhen, in dem neue Goldgruben erschlossen wurden. Die Eroberung neuer Welt zu Beginn der Neuzeit durch Christoph Columbus und andere Entdecker wurde nicht zuletzt durch die Suche nach Gold vorangetrieben. Zur gleichen Zeit kamen aber einfallsreiche Kaufleute in Norditalien auf die Idee, nicht mehr das Geld selbst als Zahlungsmittel einzusetzen, sondern Zertifikate auf einen gewissen Goldwert auszustellen. Dafür erhielt man das Versprechen, das Zertifikat jeder Zeit gegen Gold eintauschen zu können: Das Papiergeld war erfunden. Für sich genommen ist der Papierschein kaum etwas wert. Erst durch das Versprechen, das Papier in Wertgegenstände eintauschen zu können, wird es zu einer wertvollen Banknote.

Das Buchgeld


Im Laufe der Geschichte hat sich das Geld, mit dem wir täglich zu tun haben, noch weiter von der eigentlichen materiellen Grundlage entfernt. Das Geld, das durch eine Zahl auf den Kontoständen ausgewiesen ist, ist rein ideell. Das heißt, das sogenannte Buchgeld, also gleichsam die Zahl des Kontostandes als solches ist nicht wert. Man kann jedoch guten Gewissens darauf vertrauen, dass man sich den im Kontostand angegebenen Wert jederzeit in Bargeld auszahlen lassen kann. Man kann das Geld überweisen und seine Einkäufe im Supermarkt auch mit der Karte bezahlen. Kurzum: Man kann darauf vertrauen, dass das Geld auf dem Konto auch als Zahlungsmittel im wirklichen Leben zur Verfügung steht. Nur in einem Fall trifft das nicht zu: Wenn alle Kontoinhaber auf einmal alle ihre Kontoguthaben abrufen, wird die Bank diese Nachfrage nicht bedienen können. Zum einem wird sie überhaupt nicht genügend Geldscheine zur Verfügung haben, zum anderen wird sie noch nicht einmal über genügend Geld verfügen. Denn so wie richtig ist, dass das Buchgeld an das Versprechen gebunden ist, jederzeit in Bargeld ausgezahlt werden zu können. So richtig ist es auch, dass die Summe aller Guthaben die Summe des real vorhandenen Geldes bei weitem übersteigt.

Das Paradoxon der Geldschöpfung


Diese scheinbar paradoxe Erscheinung wird erst verständlich, wenn man sich den Mechanismus der Geldschöpfung ansieht und der Frage nachgeht, wie Geld eigentlich entsteht und in die Welt kommt. Buchstäblich entsteht Geld nämlich aus dem Nichts, wenn Banken Kredite verleihen. Denn dann schreibt die Bank dem Kunden den vereinbarten Betrag gut, den der Kunde in Bargeld oder andere Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. Für den Kreditnehmer ist der gutgeschriebene Betrag bares Geld, die Bank indes muss nicht auf Spareinlagen anderer Kunden oder ihre eigenen Rücklagen zurückgreifen. Sie kann sie wiederum das Geld von der Zentralbank leihen, die dafür allerdings kein Geld verlangt, sieht man von einer kleinen Mindesteinlage, deren Höhe weit unter dem tatsächlichen Kreditbetrag liegt. Vielmehr akzeptiert die Zentralbank Anleihen und Wertpapiere als Sicherheit und verlangt den Leitzins. Mit jedem Kredit wächst damit die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes. Geld entsteht also dadurch, dass sich Menschen, Unternehmen und Staaten verschulden. Mit der Rückzahlung wird das Geld wieder neutralisiert. Auf diese Weise werden durch Kreditvergabe also Guthaben geschaffen, denen kein materieller Wert mehr entgegensteht. Geld ist aus dem Nichts entstanden.

Der Leitzins


Über die Festlegung des Leitzinssatzes kann die Zentralbank die Menge der Kredite und des damit geschöpften Geldes steuern. Ein hoher Leitzins verteuert die Kredite und führt zum Rückgang der Kreditnachfrage. Folglich wird auch weniger Geld geschöpft. Geld wird knapp und weniger Investitionen werden getätigt werden. Die Wirtschaft wird die fehlenden Zahlungsmittel durch sinkende Preise und Löhne, mithin durch Deflation zu spüren zu kommen. Ein niedriger Leitzins wiederum vermag die Wirtschaft anzukurbeln, weil Investitionen leichter finanziert werden können. Das Risiko besteht jedoch in der Gefahr einer Inflation, dass mehr Geld auch zu steigenden Preisen führen kann.

Dieses System mag auf dem ersten Blick recht abenteuerlich erscheinen, doch es funktioniert in der Regel überaus zuverlässig. Zentrale Voraussetzung für das Funktionieren dieses Systems ist jedoch das Vertrauen. Im Wesentlichen bezieht sich das Vertrauen darauf, dass der Kredit auch zurückgezahlt wird. Denn mit der Vergabe eines Kredits wurde Geld geschaffen, das durch die Rückzahlung wieder verschwindet. Bleibt die Rückzahlung jedoch aus, bleibt die Bank auf den Kosten sitzen. Die Rücklagen und Sicherheiten reichen in der Regel nicht aus, die Kosten zu begleichen. Die Bank macht Verluste. Solange die Ausfälle nur selten auftreten, können die Verluste zwar durch andere Geschäfte kompensiert werden, häufen sich indes die Kreditausfälle, gerät die Bank in Zahlungsunfähigkeit. Nicht selten ist es der Steuerzahler, der für diese Verluste aufkommen muss.