Die geldlose Gesellschaft als Lösung unser Probleme - Wäre ein Leben ohne Geld überhaupt noch möglich?

Die Menschheit überlebte seit jeher, indem sie Handel um essenzielle Güter betrieb. Es wurden jedoch nicht nur Nahrungsmittel gegen Nahrungsmittel getauscht. Auch Dienstleistungen wurden mit Nahrungsmitteln bezahlt. Dabei kam es auch oder gerade darauf an, welchen Wert die "Vertragsparteien" den Handelsgütern beimaßen. So waren edle Gewürze und Kaffee beispielsweise von hohem Wert, weil es sie in unserer Gegend nur selten gab. Sie wurde von Kreuzrittern und Seefahrern mitgebracht und erst später im großen Maße importiert. Für jemanden der Hunger hatte, oder ein Hunger leidendes Kind zu versorgen hatte, konnte bereits ein Stück Brot sehr teuer sein. So tauschte ein kleines Mädchen nach dem Krieg, als es nichts gab, ihre über alles geliebte Puppe gegen ein paar Kartoffelschalen ein. Wie viel eine Sache wert ist, hängt somit sowohl vom Zeitgeschehen als auch von der individuellen Situation des Tauschenden ab. Tauschgeschäfte können daher beidseits oder auch sehr einseitig effektiv sein.

Bereits vor der "Erfindung" des Geldes gab es Möglichkeiten des Zwischentauschens, etwas in Form von Gold oder Edelsteinen. Die Welt wurde aber immer mehr erschlossen und die Güter in den einzelnen Regionen und Ländern mehr oder weniger wert. So brauchte man ein Zwischentauschmittel, welches von gleichem Wert ist, um das betreiben von wichtigem Handel nicht einzudämmen. Um auf die "Basis"-Frage zurückzukommen: Bei Naturvölkern, in ärmeren Ländern gibt es den Handel mit Lebensmitteln teilweise immer noch. In unseren früheren Dorfgemeinschaften, zum Beispiel in Kriegszeiten, konnte es trotz Geld und Lebensmittelmarken dennoch vorkommen, dass die Hebamme mit geschlachtetem Fleisch, Eiern und Butter bezahlt wurde. Trotz allem würden aufgrund des Überangebotes an Nahrungsmitteln die Abschaffung des Geldes und die Wiedereinführung des Tauschhandels wahrscheinlich nicht mehr oder nicht mehr so einfach funktionieren.

Was bedeutet Geld für uns?


Geld zu haben ist eine Notwendigkeit für uns, Überlebensgüter zu kaufen. Viel Geld zu besitzen oder davon zu träumen viel Geld zu haben setzen wir mit einer Vielzahl an Möglichkeiten gleich, unser Leben einfacher, schöner und glücklicher zu gestalten. Um an Geld zu kommen, würden wir fast alles tun. Zumindest Dinge, die wir ohne Geld in Aussicht zu haben nicht oder in einem geringeren Umfang erledigen würden. Wir müssen etwas von uns geben, um an Geld zu kommen. Wer Glück hat, findet etwas, das ihn erfüllt, wovon er auch leben kann. Aber nur wenige haben dies. Geld ist die Basis. Und daher eine zwingende Notwendigkeit. Selbst jemand der von den Früchten der Natur lebt braucht für das ein oder andere, Geld. Es sichert unsere Existenz. Ohne Geld drohen Krankheit, Hunger und Statusverlust. Dabei wird Geld immer irrealer. Nicht nur die wirklich großen Geldgeschäfte finden heutzutage virtuell statt. Es wird über Computer und Kreditkarten getauscht und vermehrt. Jegliche Dinge des Lebens messen wir an Geld. "Wie viel verdienen Sie pro Stunde?", ist beispielsweise gerne gefragt, um den Wert der Tätigkeit und damit den Status in der Gemeinschaft beziehungsweise der Gesellschaft festzulegen. Geld ist ein Wert für Leistung und Können. Geld schafft Tätigkeiten, welche Menschen ohne Geld nie machen müssten.

Geld als treibende Kraft?


Stichwort: Geldfreie Umgebung. Was würde uns motivieren? Was würde uns antreiben, was belohnen? Gehen wir zurück zu den Bauern bis Anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie hatte keine Zeit sich viele Gedanken über Anreiz und Motivation zu machen. Fakt war: Die Kinder mussten essen, das Vieh versorgt und die Ernte eingeholt werden, um die Existenz und das Überleben der Familie und Hofgemeinschaft zu sichern. So ist es folglich die Existenzsicherung als, natürliche und auf das wesentliche reduzierte, Motivation für das Einsetzen von Arbeitskraft und Lebenszeit, des Überlebens wegen. Das Überleben ist es auch, welches Lebewesen in der Natur zu Höchstleistungen anregt. Ein hoher Rang in der Gruppe, ausreichend Nahrung und Privilegien bei der Partnerwahl sind hier Anreiz genug. Auch oder vor allem der Mensch in der Industrienation ist gezwungen, einen hohen Status zu erlangen. Konkurrenzkämpfe sind an der Tagesordnung, Statussymbole oberste Pflicht, wenn man dazugehören will. Es ist fast vergleichbar mit der Wildnis: Wer an oberster Stelle stehen möchte, muss seinen Rang behaupten. Wir gleichen Leistungsdruck mit noch mehr Leistung und Geld aus und nähren damit einen stetigen Kreislauf: Den des fortwährenden Wirtschaftswachstums.

Stellen Sie sich vor, sie wachten auf und es gäbe kein Geld mehr ...

Bei dem Gedanken daran könnte ernstlich die Frage auftauchen, für was man dann noch arbeiten sollte. Die Motivation würde plötzlich genommen. Das altbekannte und gewohnte Belohnungssystem zerfiele von heute auf morgen. Während der eine Teil der Gesellschaft eine gewisse Zeit bräuchte, dies zu realisieren und weiterhin brav zur Arbeit ginge, bis die Lebensmittel knapp würden, der Strom abgestellt wäre und es kein Benzin mehr gäbe, würde der andere Teil wohl in Panik verfallen, Nahrungsmittel horten, das Haus sichern und somit den "Fluss des Alltags" lahmlegen. Beide Varianten wären durchaus zu verstehen. Der Mensch ist ein "Gewohnheitstier". Nimmt man ihm seinen Trott, muss er reagieren. Wie ginge es weiter? Für unsere Generation lief alles viel zu einfach, per Computer und automatisierten Abläufen. Wir brauchten zwar seit jeher Geld, um an lebenswichtige Güter zu kommen und mussten mehr oder minder viel beziehungsweise schwer dafür arbeiten, doch hatten wir alle Zeit noch den Staat im Hintergrund als zusätzliches Sicherungsseil für alle Fälle. Die wenigsten, der in Städten groß gewordenen Menschen haben im eigenen Garten Gemüse angebaut, ein Tier geschlachtet, Vorräte für den Winter konserviert oder gar per Hand Wäsche gewaschen und Kleidung hergestellt. Alte Hausmittel und Kräuter zur Linderung und Behandlung körperlicher und seelischer Beschwerden sind meist in Vergessenheit geraten. Es führte wahrscheinlich zunächst zum großen Chaos, Plünderungen und weiteren gesetzlosen Verhaltensweisen. Denn wer sollte die Bürger beschützen, wenn er dafür keine Gegenleistung mehr bekäme und selbst sehen müsste, dass er und seine Familie durchkämen? Die Menschen wären gezwungen andere Tätigkeiten auszuüben. Was hätten wir beispielsweise davon, Alte und Kranke zu pflegen, wenn diese nicht zur Familie gehörten. Ohne Gegenleistung? Wer schreibt schon einen Artikel, wenn es um sein Überlegen und das seiner Kinder ginge. Der moderne Zeitgeist hat uns zu sehr geleert, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Die Lage wäre ernst, ja geradezu existenziell.

Fazit


Eine derartige Gesellschaft könnte nur überleben, wenn sie es schaffen würde, das Gemeinwohl wieder in den Vordergrund zu stellen. Jeder sollte das machen, was seiner Begabung entspräche und es dem Gemeinschaftspool zur Verfügung stellen. Im Gegenzug bekäme er Essen, Kleidung, Unterkunft und Pflege. Die Mitglieder mit den gefragtesten Fähigkeiten könnten wohl den höchsten Status erlangen. Doch kann dies funktionieren? Wäre es praktisch überhaupt umsetzbar? Es entstünde wieder ein Tauschhandel ohne Zwischengüter. Die Ausbeutung der Natur würde rückgängig gemacht, jedoch nicht die Ausbeutung des Schwächeren, denn die gab es seit je her. Wer großen Hunger hat und eine geringe Stellung, lässt sich auch auf unfairen Tauschhandel ein. Es müssten wieder Werte wie Glauben und Nächstenliebe entwickelt werden und Gemeinschaftssinn. Ansonsten wäre ein solches Unternehmen entweder eine Utopie oder, wenn aufgezwungen, der eventuell langfristige Zerfall der Gesellschaft. Jede Hochkultur in der Geschichte hatte ihren Untergang. Soweit soll es nicht kommen. Ein Leben ohne Geld wäre eine schwierige Herausforderung. In Zeiten der Globalisierung ist Geld jedoch nicht mehr wegzudenken.